Auf den Spuren altertümlicher Bauherren
Kinder-Lehmprojekt in Rutesheim
Rutesheim. Dass die Kleinen aus dem Kindergarten
öfter mal schmutzig nach Hause kommen, ist die Regel. Gestern war das Dreckigsein aber
Programm: Im Kindergarten Mieminger Weg stand ein großes "Lehmprojekt" an.
Von Rebecca Fritzsche
Von oben bis unten mit Lehm beschmiert sind sie alle: Die etwa 20 Kinder, die Eltern und
auch die Erzieherinnen. Aber im Hof des Kindergartens kann man das Ergebnis zweier
"lehmiger" Tage bewundern: Eine Lehmhütte steht im Gras, groß genug, dass die
Kinder darin stehen und ordentlich spielen können.
Die Erzieherinnen Margit Grahn und Petra Meyer betrachten die Hütte mit sichtlichem
Stolz. Anlässlich der Rutesheimer Stadterhebung hatte der Kindergarten Mieminger Weg das
Projekt Unser Haus in unserer Stadt ins Leben gerufen. "Wir haben schon vorher mit
den Kindern mit Lehm und Ton gearbeitet", erzählt Petra Meyer. Diesmal sollte es nun
aber ein ganzes Haus sein. Bei der Suche im Internet sind die Erzieherinnen auf die
Freiburgerin Wiete Müller gestoßen.
Die ist gelernte Architektin, hat aber vor einigen Jahren damit begonnen, Lehmprojekte zu
verwirklichen. Da sie selbst zwei Kinder hat, habe sie nach einer kinderfreundlicheren
Alternative zu ihrem Architektendasein gesucht - und sie in der Arbeit mit Lehm gefunden.
Einige Schulprojekte hat sie schon gemeistert.
Wiete Müller weiß genau, warum Lehm und Kinder gut zusammenpassen: "Lehm ist, im
Unterschied zu vielem anderen ökologisch völlig unbedenklich." Außerdem seien
Kinder schnell dafür zu begeistern, etwas zu gestalten. "Wenn man eine kleine Hütte
mit ihnen bauen will, hat man bei Holz gleich das Problem, dass man eine Säge
braucht", erklärt Müller. Dies sei dann aber zu gefährlich mit Kindern. Lehm
dagegen sei ein sehr ursprüngliches und sehr altes Baumaterial. Die Freiburgerin hat sich
völlig der Arbeit mit dem Werkstoff verschrieben, stellt Lehmöfen und Skulpturen her und
gibt Seminare für Mitarbeiter von Abenteuerspielplätzen.
Ein halbes Jahr lang haben Petra Meyer und Margit Grahn daran gearbeitet, dass dieses
Projekt endlich zustande kommt. Am Dienstag und Mittwoch wurde dann fleißig gewerkelt.
"Wir haben zuerst ein Gerüst aus Weiden aufgebaut und dann unsere eigene
Lehmmischung, die hauptsächlich aus Sand besteht, angerührt", erzählt Wiete
Müller. Dann ging"s ans Bauen. Um die Hütte besonders schön zu machen, haben die
Kinder Steine, die sie vorher sorgfältig bemalt hatten, in die Wände eingedrückt. So
ist es ihre ganz eigene Hütte geworden. "Den Kindern hat es wirklich Spaß
gemacht", hat Margit Grahn beobachtet. Die meisten hätten sofort mit dem Lehm
"herumgemanscht". Grahns Kollegin wirft ein: "Sogar am Dienstag, als es
kalt war und geregnet hat, waren die Kleinen mit vollem Eifer bei der Sache." Über
den sonnigen Mittwoch sind die Erzieherinnen trotzdem froh, denn, so Projektleiterin Wiete
Müller: "Hätte es heute auch geregnet, hätten wir abbrechen müssen. Lehm braucht
Sonne, um auszuhärten."
Wenn die Lehmhütte völlig getrocknet ist, wird sie eingeölt, damit sie
witterungsbeständig wird. Schließlich soll sie so lange wie möglich halten. "Wir
rechnen damit, dass wir sie ab und zu ausbessern müssen, aber insgesamt ist die
Lehmhütte als langfristiges Spielhaus gedacht", sagt Petra Meyer.
Eine durchweg positive Bilanz ziehen alle drei Frauen. Kinder und Eltern seien engagiert
bei der Sache gewesen. "Aber ohne die Hilfe vieler Hände wäre dieses Projekt nie
zustande gekommen", betont Margit Grahn. "Wir sind allen Beteiligten sehr
dankbar: Eltern, Spendern, Firmen und dem Bauhof der Gemeinde." Die Lehmhütte
scheint selbst in unfertigem Zustand schon ein Erfolg zu sein: Zwei Kinder sitzen darin
und strahlen mit lehmbeschmierten Backen um die Wette.
24.04.2008 -
aktualisiert: 24.04.2008 06:09 Uhr